Aluminium wurde mit einem 50-prozentigen Zoll belegt. Auf Schrott gilt aber nur ein Zoll von 15 Prozent, der ist explizit davon ausgenommen. Damit entsteht ein Preisunterschied auf dem Aluminiummarkt, der ein sogenanntes Arbitragegeschäft ermöglicht und diesen Schrott verstärkt in die USA zieht. Das muss die EU unbedingt stoppen. Sonst waren alle Investitionen der Branche im Recyclingbereich für den Green Deal der EUumsonst. Unsere Anlagen stehen leer und Europa macht sich abhängig, weil man neues Primäraluminium mit einem viel höheren CO2-Abdruck importieren muss, um den Bedarf zu decken.

Ein wie ich finde sehr interessanter Artikel über ein Problem, das mMn symptomatisch ist für vieles was in Europa falsch läuft. Bei Gelegenheit werde ich mir auf jedenfall auch die Podcast-Episode anhören auf der der Interview-Artikel basiert.

  • golli@sopuli.xyzOP
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    7 days ago

    So wie ich es verstehe (gewürfelte Zahlen):

    Recycler A sitzt in der EU und will 1 Tonne Aluminium an ein amerikanisches Unternehmen verkaufen. Dazu kauft er genug Schrott um daraus 1t Aluminium herzustellen für 1000€. Das umwaldeln kostet Ihn 500€, also benötigt er 1500€ um die Tonne Aluminium in der EU herzustellen. Wenn er es jetzt an ein US Unternehmen verkaufen will fallen 50% Zoll darauf an. Letztlich zahlt natürlich das kaufende Unternehmen den Zoll, aber faktisch kostet diese in Europa recycelte Tonne Aluminium das Unternehmen also 1500€+750€ Zoll=2250€ plus natürlich noch eine Gewinnmarge für A.

    Recycler B sitzt in der USA. Er kauft den Schrott in der EU genauso wie A für 1000€, muss aber hierauf noch einmal 15% Zoll beim Import zahlen, also fallen 1150€ an. Das Umwandeln kostet ihn genauso 500€. Seine Tonne Aluminum hat also nur kosten von 1150€+500€=1650€. Das ist eine Differenz von 600€ zu der von A hergestellten und importierten Tonne. Er hat also 600€ extra Marge die er entweder einfach einstreichen kann oder von der er etwas abgeben kann, um dadurch die Konkurenz im Einkaufspreis überbieten oder Verkaufspreis unterbieten zu können.

    Die Konsequenz: Ausländische Aluminiumhersteller sind im US-Markt nichtmehr kompetitiv, weil sie einen extremen Kostennachteil haben. Die USA kaufen in der EU allen Aluschrott auf, weil sie ein vielfaches des Gewinns in den USA machen können. Wahrscheinlich auch mehr als die EU-Produzenten im heimischen Markt machen könnten, da die Margen im Rohstoffhandel vermutlich gering sind. Letztlich gehen alle Recyclingfirmen in der EU pleite und wir werden Abhängig von Aluminium-Importen. Dabei ist das Aluminium-Recycling eigentlich exakt was wir in Europa haben wollen: Technologieintensiv (und wir haben das Know-how), relativ zur Neugewinnung energiesparend und langfristig hat es das Potential zur Kreislaufwirtschaft.