Es gibt nicht “die Deutschen” sondern es gibt z.B. die Rheinfranken, die Schwaben, die Allemannen, die Bayern, die Sorben, usw.

Darum ist deutscher Nationalismus basierend auf Kultur für die Katz. Ein deutscher Nationalismus macht nur Sinn wenns multikulturell ist und auf eine gemeinsame kulturübergreifende Identität basiert.

Ich sag auch nicht, dass ich eine Nationalismus gutfinde. Aber wenn es sie gäbe, müsse sie interkulturell, progressiv und inklusiv sein um dauerhaft funktionieren zu können.

  • jenesaisquoi@feddit.org
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    10 days ago

    Wenn ich jedes Mal, wenn ein/e Deutsche/r in die Schweiz migrierte, und sie nach der anfänglich leicht arroganten Annahme wir seien nur Deutsche mit anderem Dialekt, einen mittleren Kulturschock durchlebten, einen Franken bekommen hätte, dann könnte ich mir eine Villa in Eaux-Vives kaufen.

    • Novocirab@feddit.org
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      10 days ago

      Mein persönliches Erleuchtungserlebnis in dieser Hinsicht: Das Dutzend schweizerischer Fußballfans im Flixbus, die trotz Bier ähnlich gesittet und rücksichtsvoll waren wie deutsche Bibliotheksbesucher*innen. (Ich weiß, nicht die höchste Messlatte, aber trotzdem.)

  • Lemvi
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    10 days ago

    Nationalismus finde ich auch quatsch, aber ganz so einfach ist das mit der Existenz der deutschen Kultur denke ich nicht.

    Der Kulturbegriff ist allgemein ziemlich schwammig, eine einheitliche Definition gibt es nach meinem Verständnis nicht. Klar ist, dass Wertvorstellungen, Bräuche, Essgewohnheiten etc. sich zwischen zwei Personen praktisch immer unterscheiden, bei Menschen aus dem selben Kulturkreis weniger, bei Menschen aus verschiedenen Kulturen mehr.

    Die Frage ist: wie groß dürfen diese Unterschiede sein, bevor man von zwei Unterschiedlichen Kulturen spricht? Darauf gibt es keine klare Antwort. Einige Personen fühlen sich sicherlich auch mehreren Kulturen gleichzeitig zugehörig, und das jeweils auch nicht unbedingt zu 100%

    Ich würde schon sagen, dass es einen gewissen gemeinsamen Nenner gibt, den man als deutsche Kultur bezeichnen kann, auch wenn das nur ganz banale Konzepte sind, wie z.B. dass Schule um 8:00 beginnt, man eine Übergangsjacke hat, oder dass man das Reinheitsgebot kennt.

    • D_a_X@feddit.org
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      10 days ago

      Ich würde schon sagen, dass es einen gewissen gemeinsamen Nenner gibt, den man als deutsche Kultur bezeichnen kann, auch wenn das nur ganz banale Konzepte sind, wie z.B. dass Schule um 8:00 beginnt […]

      Das waren die Preußen, die versucht haben, Deutschland seine Kultur überzustülpen… Vielen Dank, Friedrich :-)

  • ParsnipWitch@feddit.org
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    9 days ago

    Die Aussage so hat irgendwie kein Standbein, meiner Meinung nach. Außer du findest es gibt nirgendwo auf der Welt Landeskultur sondern immer nur regionale Kultur. Und was würde das ändern?

    Selbst die - ich nenne sie mal so - Kulturbabies wie die US-Amerikaner haben regional unterschiedliche “Kulturen” (der Begriff ist ja etwas unscharf definiert, ich gehe jetzt einmal davon aus du meinst so Dinge wie sprachliche Abgrenzungen, Kinderlieder, Traditionen beim essen, feiern, gemeinsame Geschichte, usw.).

    Den Zusammenhang zum Nationalismus verstehe ich auch nicht. Nationalismus muss gar nicht unbedingt an Kulturn oder Ethnien gebunden sein sondern funktioniert doch auch rein über Staatssysteme, Patriotismus und Ideologie. Der neue Staat, dem alle brav folgen sollen, kann unter Umständen nichts oder nur wenig mit den eigentlichen Kulturen in dem Land zu tun haben.

    Alle sollen quasi ihre Individualität zurückstellen, um sich stattdessen mit dem Staat zu identifizieren. Man möchte ja alle auf Linie bringen…

    Das Problem dabei ist auch gar nicht die Identifikation mit der Gemeinschaft, oder die Anerkennung einer Abgrenzung, sondern die Überzeugung die eigene Gemeinschaft wäre besser.

    Und natürlich der Zwang der Gleichheit, bei dem dann auch Landes- und regionale Kultur eher zerstört statt gewertschätzt wird.

  • D_a_X@feddit.org
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    10 days ago

    Deutschland ist aus den Fußkranken der Völkerwanderung entstanden. Das war schon immer Multikulti. Schau dir die Dialekte an, die hier (noch) so gesprochen werden.
    Ich lebe hier in Augsburg. Der Lech war lange Zeit eine Sprachgrenze. Links vom Lech, die bayrischen Schwaben, etwas südlich noch die Allgäuer, rechts die Oberbayern, dazwischen ein paar Schlesier, die vom letzten Weltkrieg übrig geblieben sind. Wo der Lech in die Donau fließt, wird es dann schon fränkisch. Du kannst die Dialekte auf der Straße gut heraushören.

  • rumschlumpel@feddit.org
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    10 days ago

    Nationalisten, Autoritäre usw. sind ja oft genau die, die die Kulturen vereinheitlichen wollen und dafür auch in erheblichem Maß Zwangsmittel einsetzen. Ohne Preußen würden die Leute in meinem Geburtsort wahrscheinlich immer noch Niederdeutsch sprechen, und das war sicher nicht das einzige was Preußen damals vereinheitlicht hat - Sprachgrenzen haben großen Einfluss auf Kulturen, gleiches gilt für Zugehörigkeit zu Staaten. Inwieweit die deutschen Kulturen schon vereinheitlicht wurden, darüber kann man sich natürlich streiten. Es gibt sicher regionale Unterschiede, aber eben auch Gemeinsamkeiten. Die Tendenz geht jedenfalls zur weiteren Vereinheitlichung, und im Zweifel habe ich mit oberbayrischen Linken mehr gemeinsam als mit lokalen CDU-Wählern.