Aus dem Handelsblatt-Archiv: 400 Milliarden Euro werden in Deutschland pro Jahr vererbt. Was ist mit jenen, die leer ausgehen? Ein Soziologe erklärt, was Nicht-Erben fühlen.
Aus dem Handelsblatt-Archiv: 400 Milliarden Euro werden in Deutschland pro Jahr vererbt. Was ist mit jenen, die leer ausgehen? Ein Soziologe erklärt, was Nicht-Erben fühlen.
Ich denke das komplizierte bei Erbschaften sind die kleinen Familienunternehmen. Sagen wir mal 50 Angestellte und 50 Millionen wert. Der Eigentümer ist also mehrfacher Millionär vor allem wegen dem Unternehmen, stirbt dann, und hinterlässt nun eine Ehefrau und zwei Kinder.
Standardmäßig würde das Unternehmen jetzt glaube ich zu 50% and die Witwe und jeweils 25% an jedes Kind gehen? Das Aufspalten würde für Chaos bei der Unternehmenleitung führen. Also lieber ein Testament, dass Kind 1 die Firma bekommt. Soweit ich weiß ist das heutzutage befreit von der Erbschaftssteuer. Würde man jetzt eine deftige Erbschaftssteuer drauf setzen muss Kind 1 plötzlich nicht nur die Firma übernehmen, sondern auch (sagen wir mal) 30 Millionen an Steuern zahlen. Bei einem großen Aktienunternehmen (Porsche, BMW, etc) wäre das vielleicht sogar möglich, aber das Unternehmen ist zu klein um an die Börse zu gehen.
Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten, wie man das praktisch ermöglicht, ohne dass Kind 1 gezwungen ist die Firma zu verkaufen. Man könnte erlauben die Steuern abzustottern großzügig über viele Jahre verteilt. Der Staat könnte stiller Teilhaber der Firma werden. Man könnte Freibeträge anbieten, so dass das Unternehmen an die Mitarbeiter verschenkt wird. Das wäre eine spannende Debatte, aber die breite Öffentlichkeit scheint kein Interesse daran zu haben.
Wenn du Barvermögen ohne weiteres an Kinder vererbst, dann fallen auf 50 Millionen 14 Millionen an Erbschaftssteuer an. Das ist dann der absolute “Worst Case”, es gibt ja in den meisten Fällen noch andere Erbberechtigte, die sich bei solchen Summen auch nicht ausbooten lassen wollen:
Aber auch so: Ist eine Menge, aber du landest da bei unter 30% Steuer. Ist blöd, im individuellen Fall sicherlich ärgerlich, aber für eine profitable Firma durchaus zu stemmen, wenn das etwas gestreckt werden kann.
Musst, um bei dem Beispiel zu bleiben, aber 50 Mio. als Betriebvermögen angeben. Das ist begünstigt, und - zack - sinkt die anfallende Steuer schon auf 1,7 Mio.
Warum sind Betriebsvermögen steuerlich begünstigt? Die Antwort würde die Bevölkerung verunsichern.
Warum muss die Firma im Familienbesitz bleiben? Es gibt Kredite, damit kann man arbeiten und die andere Alternative ist der Verkauf von Anteilen an zum Beispiel Angestellte oder auch Private Equity.