Ich habe ein potentes Balkonkraftwerk, das bei Sonne solide 800 Watt generiert. Den überschüssigen Strom würde ich gerne nutzten, um mein warmes Schlafzimmer unterm Dach etwas abzukühlen. Mit einer kleine portable Klimaanlage zum Beispiel.
Ich habe Klimaablagen immer für angelsächsische Dekadenz gehalten und kenne mich überhaupt nicht aus. Hat jemand hier Erfahrungen, Informationen oder Empfehlungen zu dem Thema? Dann bitte gerne mit mir teilen.
Ich kann dir jetzt keinen konkreten Tipp zu deutschen Fabrikaten geben,da ich so ein Ding selber nur in meiner Zeit in Australien im Einsatz hatte,aber ein paar Basistipps helfen vielleicht auch:
Es gibt ja drei wesentliche Konstruktionenstypen bei den mehr oder minder mobilen Geräten: Die echten, mobilen Geräte,die meist rollbar sind, die “Window Units”(Monobloc)die du entweder direkt im Fenster anbringst und Mini-Splitgeräte
Zuerst mal zu den echt mobilen Geräten:
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Die Wärme muss irgendwo hin(Thermodynamik und so). Das ist im Regelfall nach draußen. Das Problem dabei: Das ist gar nicht so einfach, da du hierfür eine passende Durchführung brauchst. Denn es nützt nix wenn die Wärme direkt wieder rein kommt.
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Diese Durchführungen sind blöderweise auch wieder ein Einfallstor für Wärme. Gibt verschiedene Varianten, tlw. per Fenstereinsatz, teilweise per Rausführung durch Dachschindeln. Ich hab dabei einiges ausprobiert, funktioniert hat leider nichts so wirklich(lag aber auch an der beschissenen baulichen Qualität da unten).
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Alles was ins Fenster kommt hat einen Nachteil: Je dichter es abdichtet, desto weniger kriegst du es spontan rein und raus. Was in Sachen Unwetter, etc. halt ein Problem ist,gerade wenn es um Dachfenster geht. Ebenso doof: Wenn du zwar die Wärme raus kriegst,aber dafür über die schlechte Abdichtung direkt wieder neue Wärme rein kommt.
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Diese ganzen Textilabdichtungen Marke Amazon kann man total vergessen. Ich hab das Problem selbst mit Gummidichtungen und Spannplatte nicht geregelt gekriegt.
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Das bringt mich zum nächsten Problem: Die Geräte sind fast alle so konstruiert,dass sie die zur Wärmeabführung benutzte Luft aus dem Raum entnehmen. D.h. es entsteht ein Unterdruck, Luft fließt von irgendwo nach. Und das ist blöderweise im Regelfall auch wieder warme Luft. Das ist ein enormes Problem und idealerweise optimiert man dies so,dass der Standort des Geräts möglichst kühl ist und kalte Luft angesaugt wird. Ist nur gar nicht so einfach.
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Der Standort ist dummerweise aber auch wieder nicht so einfach. Vor ein paar Jahren hat mal eine deutsche Baumarktkette damit geworben,dass ihre Geräte mit 4m Abluftechlauch kämen. Und ich habe erstmal herzlich gelacht. Denn: Diese Schläuche sind bescheiden isoliert und am Ende hast du so 4m lang “Wärmeabstrahlung” im Raum. Geil.
Du merkst: Ich bin absolut kein Fan von den mobilen Geräten. Ich hab meine Versuche damals irgendwann aufgegeben,als ich gemerkt habe,dass ich mit den Geräten höhere Temperaturen im Raum hatte als ohne (Delta-P, Abwärme,Einfließen von warmer Luft von außen)&jede Menge Geld ausgebe und Lärm aushalten muss.
Wenn du nicht gerade sehr günstige Bedingungen (z.B. Zugang zu einem Dachabluftkanal, Zuluft aus kalter Wohnung,sonst "dichtes Dach) hast würde ich es eher sein lassen.
Monobloc: Da schaut es schon ganz anders aus: Monobloc Geräte sind im Prinzip ja nur Split-Geräte ohne Split - und haben viele der oben genannten Nachteile nicht. Du hast kein Abluft/Delta-P Problem, da sie dauerhafter installiert werden sind sie abgedichteter, etc.
Ein paar Punkte gibt es aber:
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Deutsche Fenster sind meist baulich nicht “mal eben” dafür gemacht - selbst wenn man die Fläche so verändern kann ist der Rahmen oft nicht dafür geeignet, erst Recht bei Dachfenstern.
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Im Winter haben die Dinger manchmal die nervige Angelegenheit extrem viel Kälte rein zu lassen,da sie vergleichsweise schlecht isolieren.
Mini Split:
Imho eigentlich die geilste Lösung. Es gibt mittlerweile Split Geräte die du auf beide Seiten des Fensters hängst und die so eine echte Split Anlage darstellen.
Dumm nur: Die Dinger brauchen auch wieder einen veränderten Fensterrahmen und leider sind sie Teil der Fassadengestaltung und damit zustimmungspflichtig durch Vermieter und Wohnungseigentümergemeinschaften.
Wie hab ich das damals gelöst?
Ganz ehrlich? Ich hatte damals Schichtdienst. Und nach ein paar Monaten hat es mich so angekotzt,dass ich umgezogen bin in ein Haus mit gescheiter SplitAC.
Wenn du die Möglichkeit hast (Eigentumswohnung mit geeignetem Balkon oder so?) würde ich dir auch genau das empfehlen - SplitACs kosten kaum mehr als gute Mobile und können auch wunderbar zum Heizen in der Übergangszeit dienen. (Sind ja auch nur Luft-Luft-Wärmepumpen)
Als Ergänzung: Ich hab hier, dank größerer Dachanlage, einen Monoblock in der Wohnung stehen und das funktioniert schon ok. Die Wohnung ist zwar eher zu groß als dass er die ganze Wohnung runterkühlen könnte, aber er schafft es im direkten Umfeld von ~4-5m eine angenehme Kälteinsel zu schaffen. Die Effizienz ist mir sogar relativ egal in diesem Fall - ich weiß, dass der Block in Vollast ~1kWh futtert und das liefert die Solaranlage an heißen Sonnentagen mehr als problemlos.
Ich hab auch eine Weile an der passenden Durchführung gebastelt und meine Lösung war dann eine Plexiglasscheibe mit reingelasertem passend großen Loch. Kann man sich problemlos online klicken und ich hab sie mit starken Magneten an der Außenseite des Fensters befestigt. Das hält bombenfest, lässt aber halt auch an wolkigen Tagen Licht durch, man kann das Fenster noch öffnen oder schließen, wenn man den Schlauch rausnimmt und es ist wirklich schnell entfernt. Bei nach oben klappenden Dachfenstern wird das aber wohl schwierig.
Ansonsten von mir die volle Empfehlung: Ja, “richtige” Klimaanlagen sind besser, aber bevor man sich mit dem Vermieter rumärgert oder Handwerker dann Löcher in die Außenwand bohren lässt und was auch immer, kann man sich auch für ~400€ einen Monobloc in einer eher etwas suboptimalen Variante holen und es funktioniert auch. Ich hab übrigens die Midea Real Cool 35 und die hat den ersten Sommer über einen guten Eindruck gemacht
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Ich würde eine kleine Split Klimaanlage mit 5000 BTU, von einer bewährten Marke nehmen. 5000 BTU ist zwar nur für 15qm ausgelegt, aber im Dachboden hast du ja die ganzen Schrägen, die du vom Volumen abziehen musst. Und bei mehr BTU halte ich es für unwahrscheinlich, dass das Balkonkraftwerk seinen Hauptanteil beiträgt, trotz der höheren Effektivität der Split Geräte.
Wieviel ist das in zivilisierten Einheiten?
1 BTU/Std = 0,293 W Das bringt nur wenig, wenn Watt an der Stelle nicht verwendet wird. Und dann kommt noch der COP ins Spiel…
Also 5000 BTU sind ca 5200 kJ
Imperiale Einheiten sind doof.
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