Die Dokuserie bietet einen fesselnden, noch nie da gewesenen Einblick in den Alltag von Rettungskräften der Bergwacht und zeigt echte Einsätze in den bayerischen Alpen - hautnah und in beeindruckenden Bildern.
Ich habe seit langem mal wieder was aus der ARD-Mediathek empfohlen bekommen, und diese Doku-Serie hat mich beeindruckt. Das Konzept klingt vielleicht erst etwas abgelutscht, aber es ist wirklich gut produziert und macht Spaß zu schauen.
Ist ähnlich wie die Seenotretter Dokuserie gut gemacht, vergleichsweise unaufgeregt und nah dran. Als jemand der ein paar der Beteiligten kennt: Man hat insgesamt auch einen ganz guten Querschnitt gefunden.
Anders als in der Serie suggeriert sind die Verhältnisse in DE aber leider alles andere als rosig/eher mies im Vergleich zu den meisten Nachbarländern.
Ich finde gerade in der letzten Folge (im Skigebiet) wird die Untragbarkeit des Aufgabenbereichs schon ziemlich deutlich. Auch sonst weisen die Akteur*innen immer wieder auf strukturelle Beschränkungen hin (z.B. Verfügbarkeit der Helikopter, Arbeitszeiten im Hauptberuf).
Aber im Mittelpunkt stehen erfreulicherweise die konkreten Überlegungen bei den Rettungsaktionen, ethische Fragen der Eigenverantwortlicheit und Verantwortung (auch wenn sie von den Retter*innen explizit ausgeblended werden) und immer wieder dieser tiefe Respekt vor dem Berg.
Interessant sind in dem Kontext auch die wenigen Momente, wo die Retter*innen ihren “Patienten” erklären, warum sie filmen: Einfach um zu zeigen, welche Arbeit sie ehrenamtlich machen. Wenn man diesen Maßstab zu Grunde legt, finde ich die Serie mehr als gelungen.
ähnlich wie die Seenotretter Dokuserie
Ah die kenne ich gar nicht, vielleicht schaue ich mal rein. Wobei ich bei der Bergwacht den unvermeidbaren Anteil Voyeurismus beim Schauen wahrscheinlich besser vertragen kann.
Mir ging es da eher so um Dinge,die du als nicht-Kenner der Branche kaum siehst - die vollkommen unzureichende medizinische Qualifikation und Ausrüstung z.B. die in vielen anderen Ländern besser ist. Schön zu sehen an den div. “Schmerzmittelsituationen” - hier sind die, im Bodenrettungsdienst ansonsten viel schlechter aufgestellten Österreicher z.B. viel weiter, aber auch am Schluss mit der bewusstlosen Person auf der Skipiste. Diese ist tatsächlich in einem akut lebensbedrohlichen Zustand und hätte im Gegensatz zu vielen anderen einen Heli benötigt - diese ins Tal zu fahren hätte brutal schief gehen können,um so mehr,da der bodengebundene RD hier auch einen langen Transportweg gehabt hätte (Murnau - GAP hat keine Neurochirurgie) Wohlgemerkt: Das ist keine Kritik an den Kolleginnen und Kollegen sondern ein systemisches Problem das aufgrund der mangelnden Finanzierung, der “Festlegung” auf die reine Ehrenamtlichkeit und die generelle,auch im bodengebundenen Rettungsdienst in Bayern ausgeprägte, Arzt Hörigkeit besteht. (Von der Finanzierung der außerbayerischen Bergrettungsorganisationen will ich gar nicht anfangen) Hier sind andere einfach besser und Deutschland sehr weit hinten dran.
Danke für die Kontextualisierung!
Gern.
Kleiner Nachtrag noch: Umgekehrt schmeißen wir mit Ressourcen um uns das es auch wieder lächerlich ist.
Beispiele: Bei der Nachtsuche die später in der Wand endet ist der “Christoph München” zu sehen. Dabei handelt es sich um einen Intensivtransporthubschrauber(ITH)(also ein Hubschrauber der darauf spezialisiert ist kritisch kranken Patienten von Klinik zu Klinik zu fliegen) - daher ist dieser auch Nachtflug-fähig. Zwar übernehmen diese auch Primäreinsätze, dies ist aber eben nicht ihre primäre Aufgabe.(Anders als beim Christoph Murnau,der zwar primär auch ein ITH ist,aber als Dual-Use Hubschrauber von vornherein so eingeplant ist -> Deswegen auch die Winde).
Besonders schwer wiegt das,weil wir nachts kaum entsprechende Hubschrauber haben in Deutschland (die nächsten Nachtflugmaschinen für den Rettungsdienst&Intensivtransport stehen dann in Regensburg, Nürnberg und Villingen-Schwenningen). Die Chance,dass dann also jemand ohne Versorgung und daran verstirbt ist groß. (Bonuspunkte weil Christoph München noch einige Spezialaufgaben übernimmt& ein Limit für die Anzahl an Nachtlandungen dank einer Bürgerinitiative hat).
Natürlich braucht man da einen Hubschrauber - unbestritten. Aber eben nicht den 3x so teuren ITH sondern einen verdammten normalen Polizei oder Rettungshubschrauber. Dumm nur: Die bayerische Polizei ist da in den letzten Jahren sehr viel zurückhaltender geworden aus Kostengründen (war früher anders) und verweist eben primär auf den Rettungsdienst. Und es gibt schlicht keine entsprechenden Rettungshubschrauber in Süddeutschland. Also verbraten wir lieber sinnlos Geld. (Bonus: Man hätte übrigens,das ist mir aus sicherer Quelle mittlerweile zugetragen worden, die Alpinpolizei aus AT anfordern können. Mangels klarer Kostenregelungen ist das aber schwierig wenn keine definitive Person zugeordnet werden kann,weil dann keiner weiß wer die Rechnung zahlt…weil Deutschland und Österreich seit 30 Jahren an einem Abkommen zur grenzüberschreitenden Rettung verhandeln…)
Anderes Beispiel: Es gibt div. Beispiele wo Pat. eher sinnlos an den Hubschrauber abgegeben werden, obwohl sie bei entsprechender Behandlung durch jemand halbwegs fach-gebundnenen durchaus mit weniger maximalen Mitteln zu retten gewesen wären. Das ist den Leuten vor Ort nicht vorzuwerfen. Denn,again: Die haben eine med. Ausbildung im Bereich von “ein paar Wochenenden”. Man muss eher darüber nachdenken warum die Einsatzkonzepte so sind wie sie sind,dass man diese Kolleginnen und Kollegen so in die Einsätze schickt, tlw. sprichwörtlich zum “nachschauen”. Das sorgt einerseits für diese “Übertriage”,andererseits aber auch für einen Untertriage (siehe den älteren Herren mit der Hirnblutung und die bewusstlose Dame).
Am Ende leiden darunter alle: Patienten, andere Patienten (denen dann Ressourcen fehlen), Helfer, Kassen, Gesellschaft.
Auf gut deutsch gesagt: Der Bergtourismus Sommers wie Winters bringt Bayern, aber auch Baden-Württemberg (da ist noch katastrophaler) Milliarden. Warum schaffen wir es nicht, wenigstens an den Hotspots einen adäquate medizinische Versorgung herzustellen. Niemand zweifelt an,dass du vieles nur mit Ehrenamt schaffst. Eine große Suchaktion im Gelände ist nur mit vielen Leute machbar. Eine Schlechtwetterbergung auch. Das geht nur ehrenamtlich. Aber es spräche nichts dagegen z.B. in Garmisch, Oberstdorf, Berchtesgaden auch mit teil- oder hauptamtlichen Kräften zu arbeiten um wenigstens während der Kernzeiten Medizin an den Patienten zu bringen (und nein, die DSV Skiwacht zählt nicht - der Ausbildungsstand ist ident zur Bergwacht)
Die Antwort ist: Weil niemand dafür zahlen will. Und das sehe ich irgendwie nicht ein,dass man das dann auf den Rücken der EAs austobt.
Source: Früher selber Berg/Skirettung, Flugretter(aka HEMS-TC), Stationsleiter und was dir sonst noch so an Blaulicht und Bergrettungsqualis einfällt.
Heute nur noch als Lawine einsetzbar.