Also eigentlich habe ich eine gute Beziehung zu meinem Patenonkel und seiner Frau. Nur in letzter Zeit (seit ca. einem halben Jahr) bitten sie mich um viel Hilfe, was an sich erstmal kein Problem für mich ist. Ich helfe gerne. Was mich aber stört ist, dass sie meine Hilfe mit finanziellen oder materiellen Gütern belohnen wollen, die aber für mich komplett nebensächlich sind und dass ich ständig zu ihnen zu Besuch kommen soll, aber es für sie schon zu viel ist, mich zweimal im Jahr in meinem Wohnort zu besuchen (etwa 180km entfernt). Was ich mir eigentlich wünschen würde, wäre mehr Freizeit mit den beiden zu verbringen. Das widerum wollen sie aber nicht, weil sie von der Arbeit ausgebrannt und voller Sorge um ihren Sohn, der mit Zwangsstörungen und Ängsten zu kämpfen hat, sind. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass sie sich nur melden, wenn sie mich als Erfüllungsgehilfen für irgendwas brauchen :(
Leider hatte ich auch in der Kindheit keine Mutter, die sich vernünftig um ihr Kind gekümmert hätte (Details erspare ich euch mal). Und auch mit meinen Großeltern hatte ich in der Kindheit leider keine vertrauensvolle, liebevolle Beziehung, da der Opa schwerkrank (bettlägerig und künstlich beatmet) und die Oma psychisch sehr angeschlagen war. Bedauerlicherweise konnte man mit ihr reden, wie man wollte, aber gutgemeinte Ratschläge hat sie immer abgelehnt. Was letztlich auch zu ihrer Vereinsamung und schlechten psychischen Gesamtsituation geführt hat.
Die beiden sind jetzt Anfang 60 und ich Anfang 30. Mir ist bewusst, dass sie körperlich nicht mehr “die großen Sprünge” machen können. Aber wie schon geschrieben, ich hatte in der Familie selten schöne Momente erlebt. Und alles was ich mir wünsche, ist dass die beiden nicht so enden, wie meine Oma und wir im Bestcase noch ein paar schöne gemeinsame Erlebnisse haben.
Eigentlich möchte ich nicht damit drohen, nicht mehr zu Besuch zu kommen, aber ich sehe irgendwie auch keine andere Möglichkeit damit sich etwas ändert. Andererseits wenn sich aufgrunddessen etwas ändert, muss man ja davon ausgehen, dass sie es nur ändern, weil sie die Konsequenzen fürchten. Wenn es irgendwie möglich ist, würde ich das lieber ohne Zwang regeln - Die Frage ist nur: Wie?
TLDR: Hab das Gefühl, dass mein Besuch bei der Verwandschaft nur als Erfüllungsgehilfe erwünscht ist. Wie spreche ich an, dass ich mir nicht materielle oder finanzielle Belohnungen für meine Hilfe sondern mehr gemeinsame Freizeit wünsche?
BIDA = Bin ich das Arschloch?
NDA
Grundsätzlich sollte jede Beziehung in Summe nicht nur in eine Richtung funktionieren und wenn dir da etwas fehlt, ist das erst mal legitim. Klar kommt es dabei immer mal zu Ungleichgewichten und mal gibt der eine mehr, mal der andere. In Summe sollte es aber für beide passen. Entscheidend ist vielleicht auch, inwiefern du das als temporäres Ungleichgewicht siehst oder als den neuen Ist-Zustand.
Ich sehe eigentlich drei Schritte: einmal ganz klar kommunizieren, was du dir wünschst und ruhig auch, warum du dir das wünschst. Wenn ihnen die Motivation und Wichtigkeit deines Wunsches klar wird, könnte es ihnen leichter fallen, ihn zu erfüllen, statt den bisherigen, “einfachen” Weg über materielle/finanzielle “Belohnung” zu gehen.
Dann probieren, beides miteinander zu verbinden. Sie möchten/können(?) aufgrund ihrer Situation nicht zu dir kommen, um das gemeinsame zu erleben, dann probier halt, das praktische, was sie sich wünschen, mit dem zu verbinden, was du dir wünschst. Wenn sie so absorbiert mit ihrem Leben sind, dann geh in die Initiative und pack sie ein, nachdem du deine “Arbeit” erledigt hast und mach was mit ihnen.
Wenn das alles nicht funktioniert, sie sich dem also explizit verweigern, obwohl sie um die Wichtigkeit für dich wissen, gleichzeitig aber ständig deine Hilfe wollen und du der Meinung bist, dass es kein temporäres Ungleichgewicht ist, bei dem du gerne bereit bist, etwas mehr zu investieren, dann mach es so, wie du gesagt hast und stehe nicht mehr in der Form zur Verfügung. Das muss ja kein Totalabbruch sein, sondern eben eine Reduzierung der Verfügbarkeit, um das Gefühl des Ausgenutztseins zu minimieren und wieder die “eigenen Regeln” durchgesetzt zu empfinden.